Was sagen Menschen über mich, die mich zwar gut kennen, aber nicht notwendigerweise mögen?
Das Vier-Quadranten Modell zur Selbsterkenntnis und warum ich Ihnen einen Persönlichkeitstest empfehlen würde!
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Wusstest du, dass der englische Begriff Coach ursprünglich Kutsche bedeutet?
Ja, tatsächlich schon. Das kommt daher, dass eine Kutsche geführt wird. Viele Menschen verstehen Coaching als einen Prozess, um jemanden schneller an sein Ziel zu führen. Das würde ich jetzt nicht so sagen (schmunzelt), dennoch ist es bei mir hängengeblieben aus der Zeit, als ich mein erstes Coachingseminar auf der Uni hatte, also vor zirka sechs Jahren.
Ich besitze lustigerweise auch einen Teller, auf dem eine Pferdekutsche abgebildet ist – untertitelt mit dem Wort Coaching. Es war mir damals noch nicht bewusst, aber heute ergibt es für mich Sinn und hat eine persönliche und symbolische Bedeutung für mich. Auch wenn der Teller, der aus WG-Zeiten stammt und nur zufällig zu meinem Besitz wurde. Ein Relikt aus alten Zeiten - und wer weiß, vielleicht ist er sogar wertvoll. (schmunzelt)
Eine großartige Geschichte und ein witziger Zufall! Was bedeutet der Begriff Coaching für dich persönlich – abgesehen von der Ursprungsbedeutung?
Für mich ist Coaching ein wertschätzender, lösungsfokussierter Prozess. Ich gebe Raum, um zu explorieren und um – gemeinsam mit meinem Coachee – Handlungsmöglichkeiten oder Ressourcen zu finden, die zu ihr/ihm passen. Kurz zur Erklärung: Der Coachee ist die Person, die gecoacht wird.
Beim Coaching geht es auch viel darum persönliche Stärken zu stärken und die Individualität zu schätzen. Im Coachingprozess werden Anliegen von einer anderen Perspektive beleuchtet: Manchmal geht es um Klarheit, manchmal darum Ziele zu erreichen. Unabhängig vom jeweiligen „Auftrag“ des Coachees ist eine Annahme beziehungsweise die Haltung immer zentral: Die Lösung für ein Anliegen oder ein Problem liegt in einem selbst – und ich begleite diesen Prozess.
Was macht das systemische Coaching für dich so wirkungsvoll?
Die Annahme oder auch die Haltung, dass das Gegenüber Experte für sich selbst ist und niemand anderer. Auch die Annahme, dass hinter all unseren Lösungsversuchen eine positive Absicht steckt - es geht darum seinen eigenen Weg zu finden. Wenn wir jetzt super theoretisch werden wollen, geht es im systemischen Coaching auch um Wirklichkeitskonstruktionen – den Konstruktivismus. Die Annahme, dass jede/r seine/ihre Wirklichkeit selbst konstruiert. Im Coaching werden diese Wirklichkeitskonstruktionen reflektiert.
Ein Beispiel: Wenn mir ein Coachee von einem Anliegen erzählt und ich gebe Schritt-für-Schritt-Anweisungen wie man das Problem zu lösen hat, dann wird das langfristig gesehen wenig wirkungsvoll sein, weil jeder Mensch sehr individuell ist und eben in der eigenen Wirklichkeit lebt. Und – weil ich zum Beispiel: das System der Person nicht kenne.
Und wie du siehst, wir sprechen gerade von Systemen – ein wichtiger Bestandteil im systemischen Coaching - wie zum Beispiel das System Arbeit, Familie, Freunde. Unsere Umwelt beeinflusst uns und wir beeinflussen diese wiederum. Wir sprechen von Wechselwirkungen. Die Systeme und die Wechselwirkungen werden ins systemische Coaching einbezogen.
Hast du dann manchmal auch Aha-Erlebnisse und entdeckst durch deine Coachees auch Lösungsansätze, an die du nie gedacht hättest?
JA (schmunzelt). Manchmal, wenn mir ein Coachee ein Problem erzählt, dann hätte ich schon Lösungsansätze im Kopf (lacht) und bin von der Antwort auch mal überrascht und denke mir: Wahnsinn, da wäre ich nie darauf gekommen – das ist ja großartig!
Wie läuft die Beratung ab und wie lange dauert eine Sitzung?
Die Beratung beginnt mit einem kurzen fünfzehnminütigen Telefonat um sich zu beschnuppern und kurz das Anliegen der Person zu besprechen. Es geht hier für mich auch darum herauszufinden, ob es sich um ein „coachbares Problem“ handelt. Wenn ich merke, dass die Person zum Beispiel schwer depressiv ist, dann würde ich sie an die richtige Stelle verweisen. Das kann ich gut abklären, da ich zusätzlich Psychologin bin. Hier hilft mir meine Expertise in diesem Bereich.
Bei einem coachbaren Anliegen machen wir uns einen Termin aus, der üblicherweise eineinhalb Stunden dauert. Es geht in weiterer Folge darum gezielt an einem oder zwei Themen, die der Coachee für sich definiert hat zu arbeiten. Mein Coaching zeichnet sich durch systemische Fragen und Interventionen aus. Am Ende eines Coachings sollte der Coachee mit guten nächsten Schritten zur Problembewältigung herausgehen.
Danke für diese Erklärung. Begleitest du deine Coachees über einen längeren Zeitraum? Wann wird das nächste Coaching ausgemacht?
Grundsätzlich kommt ein Coachee mit einem konkreten Anliegen, woran gearbeitet werden soll. Also erstmal nur zu einer Session. Coaching ist ein kurzfristiger, lösungsorientierter Prozess, ein weiterer Unterschied zur Therapie.
Was ich auch gerne noch Ergänzen möchte: Nicht nach jedem Coaching findet man eine Lösung. Manchmal schafft man auch Klarheit oder man erkennt, dass man sich eine bestimmte Sache nochmals genauer anschauen muss. Das bestimmt der Coachee. Ein Coaching funktioniert leider nicht wie eine „Black Box“ – wo man ein Problem hineinlegt, und die Lösung herauskommt – manchmal reicht eine Reflexion über das Problem – das ist oft schon sehr hilfreich für den Coachee.
Nun liegt mir eine Frage auf der Zunge: Wie befriedigt dich ein Coaching? Du erfährst danach ja gar nicht ob das Problem gelöst wurde?!
(lacht) Eine super Frage. Bei der Coachingausbildung habe ich mir damals auch diese Fragen gestellt: Woher weiß ich, ob es ein gutes Coaching war? Woher weiß ich, dass ich gute Arbeit geleistet habe und die richtigen Fragen gestellt habe? Manchmal braucht Coaching auch ein bisschen Zeit, um nachzuwirken. Was mir heute hilft und ich auch als sehr elegant empfinde: Ich frage am Ende der Session nach: Wie zufrieden sind Sie mit dem Coaching und was war für Sie hilfreich? Auch das ist sehr spannend für mich – da ich vielleicht etwas anderes als hilfreich empfunden hätte. Daran erkennt man wieder die Individualitäten und die verschiedenen Persönlichkeiten.
Bei einem Training ist es anders, da ich zu den Inhalten Übungen mache kontrolliere ich dadurch, ob die Teilnehmer/innen den Inhalt auch wirklich verstanden haben. Das ist dann mein Erfolgserlebnis – und dann weiß ich, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.
Gibt es eigentlich Persönlichkeitseigenschaften die Veränderungen erleichtern?
Wichtig im Coaching ist der Wille zur Veränderung. Wenn der sogenannte „Leidensdruck“ groß genug ist, zum Beispiel eine Person kann nur noch an einen ungelösten Konflikt denken, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Person etwas dagegen unternehmen möchte. Wenn allerdings die Lösung eines Problems persönlich unattraktiv wirkt, wird eine Veränderung unwahrscheinlicher. Selbstreflexion und Einlassen auf Neues sind Eigenschaften, die eine Veränderung auf alle Fälle leichter machen.
Was bedeutet für dich Wachstum?
Ich kann dir auf alle Fälle sagen was Wachstum für mich nicht bedeutet: Wachstum bedeutet nicht Selbstoptimierung. Wir müssen aufhören, jede kleine Verhaltensweise so zu optimieren, dass wir perfekt sind. Das soll auch Coaching nicht sein. Wir sind in Ordnung, so wie wir sind.
Wachstum ist für mich ein lebenslanger Prozess, der im Kopf und im Herzen passiert und zusammenfindet sowie zusammenspielt.
Besonders wichtig ist für mich auch die Retrospektive. Durch die Rückschau merke ich, wie sehr ich mich verändert habe. Beispielsweise in den letzten fünf Jahren. Durch die Rückschau wird einem bewusst, was man schon alles geschafft hat. Das aktiviert Ressourcen und Stärken. Gerade bei Stärken ist es so, dass wir viele unserer Stärken für selbstverständlich wahrnehmen. Es gelingt uns schon so gut stärkenkonform zu handeln, dass uns eigentlich gar nicht mehr auffällt, was wir alles gut können.
Hast du ein Buch, dass du empfehlen kannst?
Ja, ich liebe das Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick. Wer dieses Buch NICHT befolgt hat ein gutes Leben (lacht herzhaft). Bitte genau das Gegenteil machen! Im systemischen Coaching nennt man das eine paradoxe Intervention. (lacht)
Danke für diese lustige Empfehlung und für das Interview.
Danke auch und sehr gerne.
Training versus Coaching – Was sind die Unterschiede?
Ein Training behandelt zuvor festgelegte Themenbereiche oder Lerninhalte, die, in Absprache mit dem Unternehmen, vorgegeben oder standardisiert sind. Die Funktion eines Trainings liegt darin, bestimmte Verhaltensweisen zu entwickeln, neue Methoden zu erlernen und themenbezogene Kompetenzen zu fördern. Die Zielgruppe ist dadurch sehr breit gefächert und jedes Training wird individuell auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten. Damit alle Personen, einer Abteilung oder in einem Team auf dem gleichen Wissenstand sind, finden Trainings meist in der Gruppe statt. Ein/e Trainer/in leitet die Teilnehmer/innen an, Fähigkeiten in neuen Bereichen zu erlernen, zu verbessern und zu festigen. Die Inhalte werden vorgegeben, wobei im Rahmen des Trainings auf die Erwartungen und das Können die/der Teilnehmer/innen eingegangen wird. Es ist wichtig, dass ein/e Trainer/in über eine gute und positive Ausstrahlung, sowie eine gewisse Autorität verfügt. Sie/Er muss fachlich gut beraten können und bei der Umsetzung auch erklärend unterstützen. Obwohl ein/e professionelle/r Trainer/in auf ihre/seine Teilnehmer/innen eingeht, coacht sie/er diese nicht.
Klassische Trainings sind zum Beispiel meine Kommunikationstrainings, Service Excellence Schulungen oder Konfliktmanagementkurse.
Systemisches Coaching ist kein Training, sondern ein Beratungsprozess für Führungskräfte, Teams und Einzelpersonen. Die/der Coach begleitet und unterstützt die/den Coachee bei gewünschten Veränderungen und schwierigen Entscheidungen. Im Coaching geht es vorrangig um das Entdecken und Stärken der eigenen Persönlichkeit sowie der Förderung der persönlichen und beruflichen Entwicklung von Menschen in ihren jeweiligen Arbeitswelten – unter Berücksichtigung aller relevanten Systemebenen.
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